Teil 2: Beispiele
In Teil 1 dieses Beitrags wurde gezeigt, warum der Einnahmezeitpunkt für einen Therapieerfolg entscheidend sein kann. Im Folgenden werden nun einige häufig vorkommende Beispiele beschrieben, bei denen die richtige Einnahme für die Wirkung der Arzneimittel wichtig ist.
Osteoporosemittel: Zur Therapie der Osteoporose werden häufig sogenannte Bisphosphonate eingesetzt, zu denen unter anderem Alendronsäure (Fosamax®, Fosavance®, Alendronsäure Ratiopharm® u.a.), Risedronsäure (Actonel®) und Etidronsäure (Didronel-Kit®) zählen. Maximal 6% der eingenommenen Dosis dieser Arzneistoffe werden im Idealfall ins Blut aufgenommen und können zur Wirkung gelangen. Durch Kontakt mit Nahrungsmitteln wird auch dieser geringe Anteil zunichte gemacht, so dass sie mit deutlichem Abstand vor dem Frühstück eingenommen werden müssen, damit sie überhaupt wirken können. Der in den meisten Packungsbeilagen empfohlene Abstand von 30 Minuten ist schon ein Zugeständnis an den Willen des Patienten, die Prozedur über sich ergehen zu lassen. Besser wäre ein Abstand von 60 Minuten. Sie dürfen nur mit Leitungswasser eingenommen werden und der Patient muss nach Einnahme in aufrechter Position bleiben, um Schäden an der Speiseröhren-Schleimhaut zu vermeiden. Die zeitnahe Einnahme von Calcium-, Magnesium- oder Aluminium-haltigen Arznei- oder Nahrungsmitteln sollte vermieden und auf eine andere Tageszeit verlegt werden. Glücklicherweise gibt es inzwischen Präparate, die man nur noch einmal in der Woche oder sogar einmal im Monat einzunehmen braucht.
Antibiotika. Zwei der am häufigsten verschriebenen Penicilline heißen Amoxicillin und Penicillin V (Phenoxymethylpenicillin). Chemisch unterscheiden sich die beiden Arzneimittel kaum und in ihrer Wirkung praktisch nicht. Hinsichtlich des Einflusses der Nahrung auf ihre Wirkung sind sie jedoch sehr verschieden: während Amoxicillin unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden kann, muss Penicillin V mindestens 30 Minuten vor dem Essen auf leeren Magen genommen werden, weil es sonst praktisch nicht vom Magen-Darm-Trakt ins Blut gelangt und somit nicht wirken kann.
Noch erstaunlicher sind die Unterschiede bei Erythromycin, von dem unterschiedliche Salze und Ester im Handel sind, die sich erheblich darin unterscheiden, wie sie durch Nahrungsaufnahme beeinflusst werden, obwohl die Wirksubstanz immer die gleiche ist.
Magenmittel. Viele Magenbeschwerden kommen dadurch zustande, dass Magensäure Gewebe beschädigt, die eigentlich vor ihr geschützt sind (Gastritis, Sodbrennen, Refluxkrankheit). Ein wirksamer Therapieansatz ist es, die Produktion der Magensäure zu reduzieren. Zwei Arzneimittelgruppen werden hierzu am häufigsten verschrieben: zu den Protonenpumpenhemmern zählen u.a. Omeprazol bzw. Esomeprazol (Antra®, Omeprazol Ratiopharm®, Nexium® usw.), Pantoprazol (Pantozol®, Rifun®) und Lansoprazol (z.B. Agopton®), zu den H2-Antagonisten z.B. Ranitidin (z.B. Zantic®, Sostril®), Cimetidin und Famotidin (z.B. Fadul®).
Arzneimittel beider Gruppen brauchen häufig nur einmal täglich eingenommen werden und zwar so, dass sie nachts am stärksten wirken. Die schädigende Wirkung der Magensäure ist dann meist am größten, unter anderem weil sie nicht durch Nahrung gebunden wird. Um eine möglichst gute nächtliche Wirkung zu erzielen, müssen Protonenpumpenhemmer bereits morgens vor dem Frühstück eingenommen werden, während H2-Antagonisten erst abends eingenommen werden.
Dr. Kai Kreutzmann, Apotheker
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